Letter 9 – Peking, Shanghai, Hongkong

Liebe Familie und Freunde,

China ist wohl das erste Land, das uns bei unserer Reise einen richtigen Kulturschock verpasst hat. Mit einem VPN (Virtual Private Network), Offline-Kartenmaterial und einer Übersetzungsapp ausgestattet, begaben wir noch völlig unwissend auf Entdeckungstour. Es ist bei weitem das digitalisierste Land in dem wir je waren, ALLES läuft über Mega-Apps und wir mussten tatsächlich nicht einmal Bargeld beheben, denn selbst der kleinste Marktstand verwendet Alipay. Die meisten Touristen in China sind allerdings Chinesen, weshalb so gut wie nichts auf Englisch angeschrieben steht – auch die Apps sind chinesisch – und wie sich herausstellt lässt sich die Sprache trotz digitaler Tools auch nicht so leicht übersetzen. Glücklicherweise sind die meisten Chinesen sehr hilfsbereit. Nach etwa zwei Wochen ist uns jedenfalls klar, dass wir nur unsere kleine Zehe in diese Kultur getaucht haben und es noch viel mehr zu entdecken gibt.

Mit grob geschätzt 5000 Jahren an politischer und kultureller Geschichte ist es nicht möglich in Peking etwas ohne dem historischen Kontext zu betrachten. Mitten im Zentrum liegt die verbotene Stadt, in der fast 500 Jahre lang der Kaiser und sein zu Höchstzeiten 9000 Personen großer Hofstaat lebten, Konkubinen (bis zu 300 laut unserem Guide), Eunuchen und Soldaten. Im Sommer zog der Hofstaat dann in den Sommerpalast um, der an einem künstlichen See liegt. Über 15 Jahre sollen tausende Arbeiter damals Erde geschaufelt haben. Unser Guide kommentierte trocken: “If we Chinese have enough of one thing it is people, so we put them to work.” Wir konnten ihm nur zustimmen, denn obwohl wir in der absoluten Off-Season unterwegs sind, waren die Massen wortwörtlich überwältigend und beim Versuch den Bus zu nehmen, wurden wir beinahe von einer Horde chinesischer Touris überrannt. Generell macht sich in den Menschenmassen das manchmal eher … derbe Verhalten der Chinesen bemerkbar, vom Spucken auf den Boden bis Rülpsen und Schubsen kommt alles vor.

  • Hutongs sind tradtionell gebaute Straßen und Wohnsiedlungen mit Innenhöfen

Bei einer Reise nach China durfte natürlich auch die chinesische Mauer nicht fehlen, aber um zumindest hier den Menschenmassen zu entgehen, wählten wir ein abgelegenes Stück 140 km nördlich von Peking. Am Weg zum Ticketkauf fragte unser Taxifahrer, ob wir eine Fahrt retour ebenfalls benötigen oder ob wir die Mauer entlang bis zur Zugstation wandern würden. Wir wechselten darauf einen Blick und schon war spontan entschieden, dass wir die 15 km gehen würden. Dafür wurden wir mit menschenleeren Abschnitten der berühmten Mauer belohnt. 

Unser zweiter Stop war Shanghai. Hier leben über 24 Millionen Einwohnern noch einmal mehr Menschen als Peking und mehr als zweieinhalb so viele wie in Österreich – in einer Stadt. Nachdem wir in der Hauptstadt das alte China gesehen hatten, zeigte sich hier die moderne Seite des Landes und die glitzernde Skyline war absolut atemberaubend. Ein weiteres Highlight war unser Ausflug nach Hangzhou zum Westlake, einen Ort über den die Chinesen sagen, er sei das “Paradies auf Erden”. Wir trafen einen Uni-Kollegen von Christian, der uns gemeinsam mit seiner frisch Verlobten zum Essen einlud und um den See führte.

  • Mit dem Nachtzug geht es von Peking 14 Stunden nach Shanghai.  

Nach Mainland China kam uns Hong Kong wie eine andere Welt vor. Der Großteil spricht entweder perfektes British English oder ist tatsächlich britisch. Es gibt British Breakfast, Bier Pubs, Torten und alles, was das europäische Herz sonst so begehrt. Zur Abwechslung gingen wir Cocktails trinken und besuchten eine Comedy Night.

  • Hongkongs Stadtpark

Vor HK hätte ich nicht für möglich gehalten, dass eine Stadt ein Netzwerk aus Einkaufscentern und Subways sein kann, das durch ober- und unterirdische Rolltreppen verbunden ist, sodass man kaum normale Straßen betritt. Um der Hektik zu entkommen (und Christians Nerven etwas zu schonen), wanderten wir auf die verschiedenen Berge, die die Stadt umgeben und genossen den Blick auf die Skyline von Victoria Peak und Lions Head.

Liebe Grüße,
Leonie (und Christian)

2 Antworten zu „Letter 9 – Peking, Shanghai, Hongkong“

  1. Avatar von Melissa Prähauser
    Melissa Prähauser

    Ich glaube nach euren Berichten, werde ich nie wieder von Menschenmassen reden wenn mir ein Ort in Österreich überlaufen vorkommt 😅.
    Die Fotos von der chinesischen Mauer sind echt beeindruckend 🤩.

    Schönen Aufenthalt in China 🇨🇳❤️

  2. Avatar von Fabi
    Fabi

    Langsam nehmen die Berichte überhand nach denen ich mir denke „da muss ich auch mal hin“
    wenns so weitergeht, werde ich noch eure ganze Reise nachahmen😄

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